Wir sind nun mitten auf dem Ozean, umgeben nur von blauem Wasser. Und endlich haben wir auch unsere ersten Proben genommen. Das war ein sehr aufregender Moment, als heute morgen die Flaschen mit dem begehrten Wasser an Bord kamen.
Was für ein Blau! Für diese Farbe fiel uns gar kein Wort ein. Vielleicht so was wie “kristallblau”, wenn es das gibt. So weit weg vom Land gibt es kaum Schwebstoffe, die das Wasser trüben könnten. Keine Flüsse, die hier in der Nähe ins Meer münden und ihre Partikelfracht in den Ozean entladen. Und in dem Gebiet, das wir gerade durchfahren, ist auch die Zufuhr von Nährstoffen sehr gering, weshalb hier nur sehr wenige Algen wachsen. Wenige Partikel und wenige Algen bedeutet für uns: freie Sicht in die Tiefe – heute 45 Meter tief in den Ozean!
Aber so blau und klar es auch aussieht, es ist nicht nur reinstes Wasser. Und auch nicht nur reinstes Meerwasser, also Wasser mit Salz. So blau und klar es auch sein mag, Meerwasser enthält immer Leben. Die meisten Organismen sind allerdings so klein, dass man sie mit dem bloßen Auge gar nicht sehen kann, und selbst unter dem Mikroskop erkennt man sie meist nur als kleine Punkte. Es handelt sich dabei überwiegend um Bakterien, die wegen ihrer winzigen Größe als Mikroorganismen bezeichnet werden.
Alle WissenschaftlerInnen an Bord interessieren sich vor allem für diese Mikroorganismen. Wie viele davon finden wir in den verschiedenen Wassertiefen und an verschiedenen Orten im Pazifik? Welche Bakterien sind es und was tun sie? Wie leben verschiedene Bakterien zusammen, wie teilen sie sich ihren Lebensraum? Eine ganz zentrale Frage dabei ist, wie sie sich ernähren. Was steht auf der “Speisekarte” der Bakterien und wie schnell setzen sie ihre Nahrung um?
All diesen Fragen gehen wir nach. Heute nun gab es endlich die ersten Wasserproben. Unsere erste Station war eine “flache” Station, so haben wir die Stationen bezeichnet, an denen wir nur bis in 1000 Meter Wassertiefe Proben nehmen. Es ist immer wieder faszinierend, wie kalt das Wasser aus der Tiefe ist! An unserer heutigen Station hatte es in 1000 Meter Tiefe nur noch eine Temperatur von knapp über 5 °C, also so kalt wie frisch aus dem Kühlschrank. Unsere Probenflaschen, die wir an Bord mit dem Wasser befüllen, beschlagen in der subtropischen Luft sofort. Morgen gibt es die erste “tiefe” Station, die dann bis zum Meeresboden geht.