Meeresforschung unter Segeln
28. Mai – 01. Juni 2018
Die Kooperation zwischen dem ICBM der Universität Oldenburg und dem Fachbereich Seefahrt & Maritime Wissenschaften der Hochschule Emden/Leer wird in diesem Jahr an Bord des Schoners Amazone fortgesetzt. Seit mehreren Jahren arbeiten Prof. Kapt. Michael Vahs, Prof. Kapt. Rudolf Kreutzer und Prof. Dr. Jann Strybny vom Maritimen Campus auf dem Segelschoner Amazone am Konzept eines segelnden Forschungsschiffes. Die Einflüsse des Forschungsschiffes auf die Meeresumwelt und damit auch auf die Messergebnisse sollen minimiert werden. Die Leeraner Wissenschaftler bezeichnen dieses Vorgehen als „minimal invasive Forschungsschifffahrt“. Das Projekt ermöglicht den Studierenden und Dozenten aus den Bereichen Nautik und Meereswissenschaft einen besonderen Erfahrungsaustausch.
Die Gruppe des ICBM besteht in diesem Jahr aus Dr. Thomas Badewien, Michael Butter und Sarah Preuß. Vom 28. Mai bis zum 01. Juni 2018 führte die Reise von Kopenhagen durch den Großen Belt nach Kiel. Ziel ist die gemeinsame Ausbildung der Studierenden und die Erprobung ozeanographischer Messmethoden und -geräte. Ein Schwerpunkt ist der Einsatz der Instrumente unter Segeln. Gleichzeitig sollen die Studierenden das Leben an Bord eines segelnden Forschungsschiffes kennenlernen.
Bereits nach kurzer Zeit hatten wir uns zu einer Gemeinschaft zusammengefunden und die anstehenden Arbeiten an Bord liefen Hand in Hand. Zu den Tätigkeiten auf der Amazone
gehörten das Setzen und Niederholen der Segel und das Ausbringen der Messgeräte sowie die Backschaft und der Wachdienst. Wir als ICBM-Team hatten dieses Mal als besonderes Equipment ein kleines Schleppsystem mit ADCP und CTD-Sonde mitgebracht. Ein ADCP (Acoustic Doppler Current Profiler) wird zum Messen von Strömungen im Wasser verwendet. Mit einer CTD-Sonde lassen sich der Salzgehalt und die Temperatur des Wassers in Abhängigkeit von der Tiefe ermitteln. Das System ließen wir an der Steuerbord-Seite zu Wasser und schleppten es dicht unter der Wasseroberfläche.
Das Leeraner Team betreibt auf der Amazone eine speziell für das Segelschiff entwickelte hydrographische Winde. Jann Strybny und Thomas Badewien verfolgen damit ihr Projekt „CTD unter Segeln“. Der wissenschaftliche Mitarbeiter vom Maritimen Kompetenzzentrum in Leer, Sascha Strasser, hat mit Hilfe seglerisch anspruchsvoller Manöver die CTD-Stationen auf einer bestimmten Route äußerst präzise ansteuern können.
In der modernen Zeit greifen wir noch immer auf traditionelle Methoden der Meeresforschung, wie die Secchi-Scheibe und die Forel-Ule-Skala, zurück. Mit der Secchi-Scheibe, die schon seit etwa 100 Jahren weltweit verwendet wird, bestimmen wie tief das Licht in das Wasser eindringt. Mit der Forel-Ule-Skala ermitteln die Farbe des Meerwassers.
In Bezug auf das aktuelle Thema der Meeresverschmutzung durch Mikroplastik wurden entlang der Schiffsroute mehrere Trawls mit einem Manta-Netz an der Meeresoberfläche durchgeführt. Das Manta-Netz ist ein trichterförmiges Netz, an dessen Ende sich ein Siebnetz befindet. Das Manta-Netz haben Wissenschaftler ursprünglich entwickelt, um mikroskopisch kleines Plankton zu fangen. Während des Trawls notierten wir die Schiffsgeschwindigkeit, das durchströmende Wasservolumen, die Schleppzeit und die GPS-Position. Mit diesen Parametern bestimmen die Studenten und der Hochschule Emden/Leer später im Labor die Konzentration des Mikroplastiks und die Art des Kunststoffes entlang des Transekts. Die Daten dienen Doktoranden in Leer zur Kalibrierung und Verifikation von mathematischen Modellen zur Vorhersage des Transports von Mikrokunststoff.
Ein weiteres Highlight der Reise, neben dem Durchsegeln der Großen Belt – Brücke, war die Erkundung von Wracks mit einem Fächerecholot. Auf dem Sonarbild ließ sich das Wrack eines Saugbaggers deutlich erkennen, der in den 1980er Jahren in der Ostsee untergegangen ist.
Fast auf der gesamten Reise freuten wir uns über das sommerliche Wetter mit strahlendem Sonnenschein und mit einer mehr oder weniger konstanten Brise aus östlicher Richtung. Unter Segeln erreichten wir eine Spitzengeschwindigkeit von fast acht Knoten. Selbst die Gelegenheit zum Baden haben einige von uns genutzt. Die fünf Tage auf der Amazone vergingen wie im Flug. Gemeinsam haben wir an Projekten gearbeitet und nach Möglichkeiten gesucht, den Einsatz der Messinstrumente zu verbessern. Mit dieser Reise wurde die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Emden/Leer und dem ICBM vertieft. Neue Ideen für gemeinsame Projekte sind bereits in Planung.
Vielen Dank an den Kapitän Prof. Kreutzer, Fahrtleiter Prof. Dr. Strybny und und Herrn Strasser für die tollen Tage.
Es schreiben Michael Butter (Masterstudent Marine Sensorik) und Sarah Preuß (Bachelorstudentin Maritime Technologie).