FS Heincke Reise HE563 (9. – 20. Oktober 2020), Beitrag 2 / 8 von Michelle Albinus und Lukas Roß
Das Forschungsschiff Heincke wurde 1990 in Dienst gestellt und ist seit dem im Helgoländer Hafen beheimatet. Mit einer Reichweite von 7500 Seemeilen ist es an ca. 250 Tagen im Jahr und bis zu 30 Tagen am Stück unterwegs. 12 Wissenschaftler können dann auf dem Schiff leben und arbeiten.
3000 Schritte sind es in etwa, die sich über 55 m Länge, 12 m Breite und 6 Decks verteilen. 2-3 km am Tag für eine Person klingen daher nicht viel, es gibt jedoch bestimmte Bereiche, in denen wir besonders viel Zeit verbringen. Wo das ist und was sich auf dem Schiff sonst noch findet, wollen wir auf einem Rundgang erkunden.
Unten im Schiff, auf dem Tankdeck, lagern ungefähr 200 t Wasser und 144 t Gasöl für den Antrieb. Auf dem Zwischendeck darüber wird es für uns spannend. Hier versorgt uns der Schiffskoch drei Mal am Tag mit warmen Mahlzeiten. Vorbei an der Küche und der Pantry, dem der Küche vorgelagerten Spül- und Küchenraum, geht es in den Speiseraum – in die Messe im Seemannsjargon.
Auf der Ebene des Hauptdecks befinden sich die Labore und der erste Zugang zum Arbeitsdeck, weswegen wir hier wohl die meiste Zeit des Tages verbringen. Im Trockenlabor finden regelmäßig Besprechungen statt, bei denen wir klären, wer wann welche Aufgabe an den Stationen übernimmt. Zwischendurch halten wir uns entgegen des Seegangs tapfer auf den Stühlen, um erstes Bildmaterial und Daten am PC zu sichten und zu bearbeiten.
Vis-á-vis durch die Luke befinden sich Nass- und Thermolabor. Hier haben wir unsere Filtrationsstationen aufgebaut, wo wir die gewonnenen Wasserproben aufarbeiten. Zudem sind unter den Tischen die Aufbewahrungsboxen der mitgebrachten Messgeräte, sogenannte „Zargeskisten“, seefest verstaut.
Auf einer der Anrichten findet auch die FerryBox Platz. Ein Messgerät, welches seinen Namen den Fähren verdankt, auf denen es mitfährt und kontinuierlich wissenschaftliche Daten aufzeichnet.
In Arbeitsmontur, das heißt mit Schutzhelm, Arbeitsschutzweste und Arbeitssicherheitsschuhen, begeben wir uns nach draußen: Das Arbeitsdeck umfasst insgesamt 100 m², wobei wir meistens auf dem kleineren Bereich vor dem Hangartor operieren. CTD, Secchi-Scheibe, Forel-Ule-Skala, Satlantic Profiler und Bio-Optical Package (BOP) werden hier über die Reling herunter gelassen („gefiert“) und wieder an Deck gehievt.Bei schönem Wetter kann man auch den Hangar direkt vom Deck aus betreten. Dieser ist nicht nur eine Lagerstätte für Ausrüstung und Werkzeug, sondern auch ein beliebter Treffpunkt für WissenschaftlerInnen und Besatzung.
Die Kommunikation mit der Schiffsmannschaft während einer Messung findet über Funk im Messlabor statt. So sprechen wir die vorher festgelegten Stationen und Casts – so nennt man die auf einer Position durchgeführten Messungen – mit der Crew ab. Dazu läuft eine Software mit, über die wir bestimmte Schritte bei der Messung auslösen können.
Diverse Monitore sorgen dafür, dass wir dabei immer einen Blick auf das Arbeitsdeck, die hydrografischen und meteorologischen Parameter zum Messzeitpunkt und das Protokoll werfen können. Jeden relevanten Arbeitsschritt tragen wir in letzterem ein.
Nach getaner Arbeit führt der Weg zur Kammer, dem Schlaf- und Aufenthaltsraum für jeweils zwei Personen. Diese verteilen sich über das Hauptdeck und zum größten Teil über das Backdeck.
Eine Etage weiter oben liegt die Brücke, von der aus das Schiff und die Abläufe der Messungen gesteuert werden. Hierher verirrt man sich ab und an zu einer Besichtigung oder als Funkstimme vom Messlabor durch die Lautsprechanlage.
Am Ende aller Treppen gelangt man schließlich auf das Peildeck, der Ort mit der vermutlich besten Luft und schönsten Aussicht – falls man sich traut.