FS Heincke Reise HE563 (9. – 20. Oktober 2020), Beitrag 6 / 8 von Holger Winkler und Marian Ultes
Was machen wir mit den Dingen, die wir sehen, wenn wir mit ihnen wissenschaftlich umgehen wollen? Wir benutzen unsere Augen oder ein Hilfsgerät, um etwas zu beobachten, notieren die Ergebnisse und erklären, was sie bedeuten. Ab jetzt können wir mit ihnen arbeiten.
Angelo Secchi interessierte sich im Jahr 1865 für die Zone im Wasser, in die das Licht gerade noch kommt. Sie ist interessant, weil nur dort kleinste pflanzliche Lebewesen überleben können. Sie werden in ihrer Gesamtheit als pflanzliches Plankton bezeichnet. Hiervon ernähren sich wiederum viele andere Organismen im Wasser. Secchi entwickelte das nach ihm benannte Gerät: Eine helle Scheibe, die an einem Seil befestigt ist. Auch auf der Fahrt HE563 haben wir die Secchi-Scheibe benutzt. Sie wurde solange im Wasser abgesenkt, bis sie nicht mehr zu sehen war. Mit Hilfe von Markierungen am Seil konnten wir die jeweilige Sichttiefe feststellen und in einer Tabelle erfassen. Somit konnten wir die seit 1865 geführten Daten zur Sichttiefe ergänzen. Wir haben dazu beigetragen, den Katalog über die möglichen, an Lebewesen reichen Zonen im Ozean zu erweitern!
Moderne Hilfsmittel können sehr viel mehr Daten über sehr viel längere Zeiträume erfassen. Um ihre Aussage bewerten zu können, müssen wir sie häufig erst bildlich darstellen, um zu verstehen, was sie zeigen. Bei solchen Geräten sind die Augen zu technischen Hilfsmitteln („Sensoren“) geworden, der Mensch wurde durch den Computer ersetzt. Die Tabellen finden sich nun in Dateien und wiederum der Computer hilft uns, sie bildlich darzustellen.
Auf unserer Forschungsfahrt haben wir unter anderem ein Gerät zur Feststellung der Salzkonzentration im Meer eingesetzt. Dieser Sensor wurde in der Emsmündung viele Male am Tag an einer festen Stelle in der Wassersäule herunter gelassen. So haben wir erfahren, welche Salzkonzentration jeweils in unterschiedlichen Tiefen vorherrscht. Wenn wir nur die vielen Messwerte betrachten würden, wäre es schwer zu verstehen, was wir aus diesen Daten lernen können. Darum hat Claudia Thölen die Messwerte bildlich dargestellt. Jede Säule stellt hier einen Messdurchlauf dar, jedes Quadrat einen Messwert in der Säule. Die Farben symbolisieren den Salzgehalt: Blau bedeutet wenig Salz, gelb viel. Die Säulen selbst stehen für die verschiedenen Messzeitpunkte am Tag. Säulen, die oben blau sind und unten gelb sind besonders spannend. Unten ist der Salzgehalt hoch, oben niedrig. Das zeigt uns, dass zu diesen Zeiten das Wasser der Ems das ablaufende Meerwasser überfließt: Hier ist Ebbe!
Wie auf jeder Forschungsfahrt hat sich auch hier wieder gezeigt, dass die Entwicklung der technischen Datenaufnahme und –auswertung die alten Methoden nicht überrollt hat: Althergebrachte und moderne Techniken wurden auch auf unserer Forschungsfahrt nebeneinander eingesetzt!