von Michelle Albinus, Claudia Thölen and Jochen Wollschläger
7:05 Uhr. Mein erster Gang führt mich nicht direkt zum Frühstück (und zum laut rufenden Kaffee), sondern in das Universallabor – meine Höhle, mein Spielplatz. In der Mitte steht ein großer, quadratischer Holztisch, auf dem Laptops und Protokolle verteilt sind. An den Wänden sind Labortische angebracht, die all unsere Geräte beherbergen. Drei davon werden mir im Laufe der Beprobungsstation offenbaren, welche Partikel sich im Wasser befinden, die Licht absorbieren.
Zunächst aber schaue ich, ob es meinen ADCPs (Acoustic Doppler Current Profiler) gut geht. Die beiden Strömungssensoren sind im Lotschacht und in der Bordwand der RV Meteor eingebaut und liefern dauerhaft Daten, die mir auf dem Monitor des Labors angezeigt werden. Check. Nur einen Handgriff davon entfernt, wartet das Shimadzu (René genannt), ein Zweistrahl-Photometer, darauf, angeschaltet zu werden, genauso wie das LS55, ein Fluormeter namens Sofia. In beide kommt später auf 0.2 µm filtriertes Probenwasser in durchsichtigen Glasküvetten hinein, um im Fall von René die Konzentration von Colored Dissolved Organic Matter (CDOM) und im Fall Sofia die des Fluorescent Dissolved Organic Matter (FDOM) zu ermitteln. Ich bereite außerdem die Tabellen vor, in denen ich während der Messungen Informationen zur Herkunft der Probe, die Parameter der Messmethode und die resultierenden Datentabellen vermerke. Check. Einmal um 90° gedreht, zwei Schritte vorwärts und ich stehe vor der PSICAM, einem Gerät, das ebenfalls Absorption misst, allerdings im diffusen Hohlraum eines Würfels, der mit einer Lampe beleuchtet wird. Auch diese muss sich aufwärmen und die Messumgebung in der dazugehörigen Software aufgesetzt werden. Check. 7:15 Uhr. Auf geht’s zum Frühstück!
Mit einem zweiten Kaffee ausgerüstet, kehre ich in mein Heiligtum zurück, wo meine messwütigen Freunde einsatzbereit auf mich warten. Auch meine KollegInnen finden sich jeden Morgen erst einmal hier ein: Jochen, Claudia, Kai und Neeske. Die letzten beiden verschwinden meist aber direkt wieder nach draußen. Sofia und René benötigen nun Messungen mit Reinstwasser, um aus den Probendaten im Anschluss die Absorption, die allein vom Wasser und nicht den gesuchten Partikeln ausgeht, abzuziehen. Weil René direkt drei davon haben möchte, greift mir Claudia dabei unter die Arme, damit ich mich anderen Dingen widmen kann. Dem Aufbau der Filtrationseinheit zum Beispiel. Hier saugt eine Pumpe das Wasser durch 20, 2 und 0.2 Mikrometer Filter, damit ich auch verschiedene Größenklassen von Material untersuchen kann. Filter drauf und schon kommt die Durchsage „Auf Station“.
Aus den Kranzwasserschöpfern der CTD bekomme ich alsbald auch mein Probenwasser aus 100 m Tiefe und dem Chlorophyll-Maximum (momentan meistens 10 m). Das Oberflächenwasser besorge ich mir aber aus dem Wasserhahn. Ja echt. Das Schiff befördert das Wasser aus 4 m Tiefe mit einer Pumpe in die Labore, wo ich es mir in Ruhe abholen und schon mit dem Messen dieser Probe beginnen kann, während die CTD noch nicht einmal wieder an Deck ist.
Jetzt wird filtriert! Das allgegenwärtige Rattern der Pumpe mischt sich mit der Musik, an der jeder erkennen kann, wer hier arbeitet. Während das Wasser durch die Filter läuft, vermesse ich die unfiltrierte Probe in der PSICAM – Wasser in den Würfel, Lichtleiterkabel und Lampe rein, Temperatur messen (und aufschreiben nicht vergessen!), Luftblasen rausklopfen, Stopfen drauf und dem System den Messbefehl erteilen. Danach das Wasser zurück in die Flasche gießen, den Würfel kräftig ausschütteln, mit Reinstwasser waschen und die Probe durch den nächsten Filter schicken. Das Ganze nun vier Mal pro Probe für insgesamt acht verschiedene Filtrate. Währenddessen befülle ich die Küvetten für Sofia und René, wische sie sorgfältig mit einem Tuch trocken und sauber und starte die Messungen (René benötigt dabei ca. 15 min, Sofia lässt sich 45 min Zeit). Zurück zur PSICAM und befüllen, klopfen, messen. Ein Piepen kündigt an, dass René fertig ist und gefüttert werden will, Sofia surrt fröhlich vor sich hin. Gegen 10 Uhr verlasse ich mein Labor tatsächlich einmal kurz und steige tiefer ins Schiff hinab, um die tägliche Salzprobe zu nehmen (damit wird der Thermosalinograph, ein Sensor, der Parameter des Oberflächenwassers misst, später kalibriert). Die letzten Tropfen fallen in die Flaschen und nacheinander kehren auch Claudia, Neeske, Kai und Jochen wieder. Die Station neigt sich dem Ende zu und auch ich gieße das letzte Mal Wasser von A nach B. Ich schalte alles aus, säubere meinen Arbeitsplatz und verabschiede mich von der PSICAM, Sofia und René. Allerdings nur bis zur nächsten Station am Nachmittag …