Wetterbedingt wurde die Nachtfahrt vom Donnerstag (6.04.) auf das Wochenende verschoben. So brachen wir samstagfrüh mit der Otzum zur nächsten 24stündigen Probennahme auf.
Um die Wasserproben direkt bearbeiten zu können, wurden auch auf der kleineren Otzum die Filtrationsanlagen aufgebaut. Nicht etwa um sauberes Meerwasser zu erhalten. Brandy Robinson von ICBM Wilhelmshaven und Birthe Zaencker vom Geomar Institut Kiel interessieren sich für das, was von dem Filter zurückgehalten wird:
Transparente, gelartige Substanzen, die vor allem von Stoffwechselprodukten des Phytoplanktons gebildet werden. Das sogenannte TEP (Transparent Exopolymer Particles) wird eingefärbt und später im Labor vom Filter getrennt.
Die Untersuchung mit dem Spektrophotometer wird dann darüber aufklären wie viel dieser Substanzen wo und zu welchem Zeitpunkt vorhanden waren. „Zu vermuten ist, dass das TEP im Oberflächenfilm angereichert ist, dort wo wir gewöhnlich auch größere Mengen an Phytoplankton finden. „Vielleicht sehen wir aber auch Unterschiede zwischen Tag und Nacht und Zusammenhänge mit anderen Parametern“, so Brandy.
Ein Wort, dem man in den letzten Tagen auch häufig begegnete war „Surfactants“ (surface active compounds). Darunter versteht man oberflächenaktive Stoffe, die sich aufgrund ihres chemischen Aufbaus an der Oberfläche und somit im Oberflächenfilm anreichern. Diese Stoffe sind z.B. aus Waschmitteln bekannt, werden aber auch natürlich z.B. von Mikroorganismen produziert, Surfactants können den Gasaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre reduzieren. Deshalb sind wir an ihren Konzentrationen im Meerwasser besonders interessiert. Die Messung dieser Stoffe erfolgt mit empfindlichen, elektrochemischen Messgeräten. Das Milan-Projekt wurde ebenfalls dazu genutzt, die Messungen dreier Instrumente miteinander zu vergleichen. Philippa Rickard von der Newcastle University in England und Sanja Frka vom Ruder Bošković Institut in Zagreb, Kroatien haben dafür ihr Messgerät mitgebracht. Ili Mustaffa vom ICBM Wilhelmshaven konnte ihrs an seinem Platz lassen. Die Messung erfolgt direkt an dem Meerwasser, welches während der Zyklen gesammelt wurde. Die Ergebnisse des Vergleiches stehen noch aus, werden aber hoffentlich für eine bessere Vergleichbarkeit der Ergebnisse sorgen.
Am Montagmittag kamen schließlich alle Teilnehmer und Unterstützer von MILAN beim Grillen zusammen. Trotz des norddeutschen Wetters war die Stimmung sehr gut und das Essen lecker.
Nachdem die Wettervorhersage für die zweite Woche die Hoffnungen auf eine weitere Ausfahrt minimierte, beschlossen wir die Probennahme im Hafen fortzusetzen um einen weiteren Tag-Nacht-Zyklus durchzuführen.
In den letzten zwei Wochen waren viele Teilnehmer/innen rund um die Uhr beschäftigt und haben immense Arbeit geleistet! Dabei ist die Gruppe zusammengewachsen und hat gemeinsam viele interessante Daten gesammelt. Die Aufgabe in den nächsten Wochen und Monaten wird nun sein, die Ergebnisse auszuwerten bzw. die mitgenommenen Proben zu analysieren. Ende diesen Jahres, so ist der Plan, kommt die Gruppe erneut zusammen um Daten auszutauschen, diese multidisziplinär auszuwerten und so ein Verständnis für die Eigenschaften der Meeresoberfläche in Abhängigkeit von Tag und Nacht zu bekommen. Daraus erhoffen wir uns weitere Erkenntnisse wie der die Meeresoberfläche den Austausch von Gasen und Aerosolen zwischen dem Meer und der Atmosphäre beeinflusst.
Nach vielen Abschieden in den letzten Tagen freuen wir uns schon auf das Wiedersehen!
An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Personen, die MILAN möglich gemacht haben, bedanken! Dazu gehören natürlich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, ohne die das Projekt gar nicht möglich gewesen wäre. Ein besonderer Dank gilt Mariana Ribas Ribas und Christian Stolle, die die Organisation des Projekts erfolgreich übernommen haben. Zudem wurde uns hier vor Ort von den Mitarbeitern der Werkstatt im ICBM, Helmo Nicolai, Gerrit Behrens und Waldemar Siewert, sehr geholfen – egal ob noch schnell etwas gebaut werden musste oder am Wochenende spontan eine Ausfahrt anstand. Dies gilt auch für Uwe Ebensen und Heike Scheele, die sich darum gekümmert haben, dass im Institut alles funktionierte und immer eine offene Tür hatten. Außerdem danken wir allen Mitarbeiter/innen des ICBM Wilhelmshaven für ihre Geduld während des regen Betriebes, Dem Senckenberg-Institut für die Bereitstellung des FK Senckenberg, der Crew des Senckenberg für die tolle Zusammenarbeit und den Kapitänen der Otzum und der Zephyr (Erich, Helmut und Julius), die uns auch nachts sicher durch die Jade gefahren haben. Für die finanzielle Unterstützung bedanken wir uns beim ERC Grants von Oliver Wurl, dem Projekt PASSME und der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg.
(verfasst von Michaela Haack und Hanne Banko-Kubis)