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Wie man eine Salpe fängt

Von Laura Halbach und Dominik Bahlburg

Seit dem letzten Eintrag ist viel passiert, weswegen zum Blog schreiben wenig Zeit blieb. Nach der rauen Überfahrt durch die Drake Passage sind wir endlich in der Antarktis angekommen.

Forschungsgegenstand dieser Expedition: die Salpe Salpa thompsoni (Foto: Laura Halbach)

Dabei hat die stürmische See Einigen von uns zugesetzt und lebhafte Debatten über die Wirksamkeit verschiedener Reisemedikamente wurden losgetreten (Ingwertabletten und Druckarmbänder konnten noch nicht ganz überzeugen). See und Mägen beruhigten sich nachdem wir King George Island umrundeten um schließlich unser Hauptarbeitsgebiet zu erreichen:die South Shetland Islands. Diese Inselgruppe befindet sich nordwestlich der Antarktischen Halbinsel und ist bekannt für großeKrill-und Salpenvorkommen. Die Strapazen des Hinwegs waren schnell vergessen als uns Wale, Eisberge und Gletscher mit ihrer Schönheit in der Antarktis willkommen hießen. Es ist schon etwas Besonderes einen so eindrucksvollen Ort besuchen zu dürfen. Die anfängliche Euphorie unter den Wissenschaftler/innen wurde jedoch etwas gedämpft als sich die Suche nach den Salpen schwieriger darstellte als erhofft. Aber wiefängt man eigentlich solch ein fragiles gelatinöses Wesen?

Gletscherüberzogene Küste und ein vorbeiziehender Eisberg vor King George Island. Das beeindruckende Panorama begleitete uns während der ersten Tagen an den South Shetland Islands (Foto: Dominik Bahlburg)

Zunächst einmal müssen die Salpen aufgespürt werden. Auf dieser Expedition haben wir dafür schwere Geschütze in Form von Echosounder, Netzzügen, Fischpumpe und Tauchern aufgefahren. Permanent wird mit dem sogenannten Echosounder die Wassersäule abgesucht, um anhand der Reflektion des ausgesendeten Signals Rückschlüsse auf Ansammlungen dort lebender Organismen zu ziehen. Die so erfassten Tiere, lassen sich zum Teil sogar voneinander unterscheiden und somit können eben auch Salpen gezielt lokalisiert werden. Zusätzlich sind alle Schiffsbewohner vom Studenten bis zum Koch dazu aufgefordert jegliche Salpensichtung zu melden. Mit feinen Planktonnetzen, die durch verschiedene Wassertiefen gezogen werden, wird das Gebiet nach potentiellen Salpen durchkämmt. Die Fischpumpe, die im Schiffsinnern aufgebaut wurde, ist in der Lage große Wassermengen kontinuierlich vom Schiffsrumpf an Bord zu befördern. Unter dem Schiff langschwimmende Salpen könnten so von den Wissenschaftler-/innen bequem gesammelt werden. Die auf diesem Wege gefundenen Salpen sind allerdings häufig nicht mehr in der Verfassung, die für Experimente wünschenswert ist. Genau deswegen stehen Taucher bereit um mit einer Art

Ein Netz wird zum Aussetzen vorbereitet (Foto: Laura Halbach)

Unterwasserstaubsauger (MASMA Pumpe) oder per Hand die Tiere schonend einzufangen. Die Taucher konnten ihre Ausrüstung bei Deception Island schon erfolgreich testen und stehen nun bereit um bei der nächsten passenden Gelegenheit ins Wasser zu springen. Doch diese Vielzahl an Maßnahmengarantiert noch lange keinen Erfolg und so blieben wir die ersten Tage der Expedition weitestgehend salpenlos. Stattdessen landete überwiegend Krill in den Netzen, der ja ebenfalls im Fokus der Expedition steht. Nachdem erste Zweifel über unsere Such- und Fangmethoden aufkamen, wurde die mehrere Tage anhaltende Salpendurststrecke schließlich vor Deception Island beendet, was die Herzen der Wissenschaftler/innen höherschlagen ließ!

Mit der Verfügbarkeit von Krill und Salpen konnten endlich die großen geplantenExperimente gestartet werden. Speziell angefertigte Aquarienkreisel in gekühlten Laborcontainern, die der Wassertemperatur entsprechen, stellen nun das neue zu Hause für die Tiere dar. Im Laufe der Fahrt werden auf diesem Wege umfassende Untersuchungen zu der Rolle von Krill und Salpen im Antarktischen marinen Ökosystem im Zuge des Klimawandels durchgeführt. Damit begann für uns Studierende sowie für die anderen beteiligten Wissenschaftler/innen eine intensive Zeit des Wasserschleppens, Filtrierens und Beprobens, wofür viele Nachtschichten eingelegt wurden. Wie diese Versuche im Detail aussehen wird in späteren Beiträgen noch genauer erklärt und können teilweise dem Expeditionsbooklet entnommen werden .

Wie bereits erwähnt, ist die Ausfahrt für uns etwas wirklich Besonderes. Als Studenten haben wir das Glück Teil dieser Expedition zu sein und können neben den wissenschaftlichen Arbeiten jede Menge faszinierende Einblicke in einen der letzten unberührten Lebensräume der Welt bekommen. Wenn es die Arbeit zulässt, kann man schnell mal an Deck gehen und hat gute Chancen einen Wal, Pinguin oder vorbeitreibenden Eisberg zu erspähen. Stehen wir nicht an Deck (und das ist ein Großteil der Zeit der Fall), findet man uns in der Regel in einem der vielen Labore an Bord, wo wir bei der Durchführung von Salpen- und Krillexperimenten in den bereits erwähnten Spezialkreiseln helfen. Zusätzlich steht für uns die Filtration von Meerwasser auf der Tagesordnung, um einen Überblick über Chlorophyll- (dem „Pflanzenfarbstoff“, der im Meer überwiegend durch kleine schwimmende Algen produziert wird und mit dessen Hilfe Photosynthese betrieben wird) und partikulärem Kohlenstoffgehalt in der Region zu erhalten –direkte Maße für die Produktivität und den Zustand eines marinen Ökosystems.