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Zwischen den Stürmen auf die Nordsee

Nachdem Anfang März die Stürme Eberhardt und Franz die Nordsee kräftig durchgepustet hatten, wagten wir uns am 19.3. mit der FS Heincke auf See. Mit an Bord waren, neben der Besatzung, jede Menge wissenschaftliche Ausrüstung und ein dutzend gespannter Wissenschaftler. Vertreten sind dabei die Projekte Macroplastics, Coastal Ocean Darkening (COD) und Barrier Island Mass Effect (BIME).

Heincke im Hafen. Foto: Jennifer Wesselbaum

Neben dem altbewährten Kranzwasserschöpfer mit CTD-Sensoren, haben wir auch eine FerryBox eingepackt, welche uns Daten über pH-Wert, Sauerstoff- und Chlorophyllgehalt des Meerwassers liefert. Mit dabei sind auch das Bio-optische Paket (BOP)und der Satlantic-Profiler, von denen wir uns Erkenntnisse über die Lichtverteilung im Meer und die bio-optischen Eigenschaften von gelöstem organischen Material erhoffen. Mit Hilfe von Driftern, welche über GPS‑Satellitentelemetrie geortet werden können, und markierten Holz-Driftern wollen wir beobachten, wie Makroplastik durch die Strömungen in der Nordsee verteilt wird. Des Weiteren wollen wir uns die Phytoplanktonarten der beginnenden Frühjahrsblüte ansehen und die Zusammensetzung des gelösten organischen Materials analysieren. Wir haben uns also viel vorgenommen und hoffen, dass die Wettergötter uns gnädig sind. Am 20.3.2019 hatten wir ein besonderes Vorhaben, den 48-Stunden-Tidentransekt. Wir haben über 48 Stunden während des Wechsels von Hoch- und Niedrigwasser einen Transekt beprobt und beobachteten was in dieser Zeit passierte. Dafür haben wir jeweils eine Station nördlich der ostfriesischen Inseln Spiekeroog und Langeoog sowie der dazwischen liegenden Otzumer Balje untersucht.

Probenabfüllen an der CTD. Foto: Linn Speidel

Während die Heincke stoisch ihre Stationen abfuhr, bedeutete dies Schichtarbeit für uns Wissenschaftler und die Besatzung, da wir über mehrere Tidenzyklen alle 1,5 Stunden eine Probenahme durchführten. Doch das schreckte uns nicht ab und so haben wir bei guter Musik die Nächte durchgearbeitet. Erschöpft und auch ein bisschen stolz, dass alles so problemlos geklappt hat, beendeten wir am Mittag des 22.3.2019 den ersten Teil unserer Fahrt und sind sehr gespannt auf unsere ersten Daten. Den Nachmittag verbrachten wir mit der Suche nach den zuvor ausgesetzten Driftern. Wir hatten am 20.3.2019 acht Drifter an der Otzumer Balje ausgesetzt. Ursprünglich hatten wir damit gerechnet, dass sie in den nächsten Tagen mit der Flut auf Spiekeroog anlanden würden. Da der Wind sich nicht an die Vorhersage hielt, bewegten sich die Drifter mittlerweile auf der offenen Nordsee. Glücklicherweise waren uns die Meeresgötter gut gesonnen und bescherten uns eine spiegelglatte See, was die Suche nach den Driftern enorm erleichterte. So spähten wir mit Adleraugen nach unseren Driftern, welche sich alle bis auf einen, der partout seine Position nicht preisgeben wollte, mit unserem Kescher wieder einfangen ließen.

Aussetzen der GPS-Drifter / Eddy.
Aussetzen der Eddy- und Dosen- GPS-Drifter. Fotos: Thomas Badewien

Unser nächstes Ziel war der sogenannte Entenschnabel in der offenen Nordsee bei 55° 23,820’ N 004° 28,937’ E. Hier setzten wir zunächst einige Holz-Drifter und zwei GPS-Drifter aus. Wir sind gespannt, wohin es die Drifter verschlagen wird. Danach arbeiteten wir uns Station für Station, bei meist schönem Sonnenschein, zurück in Richtung der deutschen Küste.

Anfahrt auf Helgoland. Foto Beke Tietjen

Am Sonntagabend liefen wir dann im Hafen von Helgoland ein. Denn für Montag war Sturm vorhergesagt, der die weitere Probenahme unmöglich machte. Und auch wenn wir uns schon wie echte Seebären fühlen, wollten wir diesen Sturm lieber auslassen. So haben wir am Montag einen Ausflug zur Langen Anna gemacht und den Kollegen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) Helgoland einen Besuch abstatten, bevor wir am Dienstag wieder in See stechen und auf weitere Proben-Jagd gehen.

Aufnahme der Dosen-GPS-Drifter. Film Thomas Badewien

Dieser Blog-Beitrag haben erstellt:
Linn Speidel, Jennifer Wesselbaum und Beke Tietjen